Vorgestellt: Nisreen Elsaim
Nisreen Elsaim ist eine Umwelt- und Klimaaktivistin mit über zehn Jahren Erfahrung in der Klimadiplomatie und arbeitet in verwandten Bereichen wie Frieden, Sicherheit und Migration.
An welchen Themen arbeiten Sie als Fellow an der Robert Bosch Academy?
Als Fellow der Robert Bosch Academy mache ich mich auf die Suche nach alternativen Governance-Paradigmen, mit denen sich die turbulenten Gemengelagen von Konflikten und Klimaanfälligkeit bewältigen lassen. Mein Schwerpunkt liegt auf der dringenden Notwendigkeit, robuste Governance-Strukturen zu schaffen, die den Verwüstungen durch Kriege standhalten und gleichzeitig die immer gravierenderen Auswirkungen des Klimawandels in gefährdeten Regionen bewältigen können. Ich befasse mich eingehend mit dem komplizierten Zusammenspiel von Konfliktdynamiken und Umweltstressoren und versuche so, die Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit zu fördern und dafür zu sorgen, dass Communities den parallelen Herausforderungen von Konflikten und Klimawandel mit Stärke und Weitsicht trotzen.
Mein Bestreben ist es, innovative Bezugsrahmen für Governance-Ansätze zu finden, die über konventionelle Grenzen hinausgehen. Dieses neue Framing soll Anpassungsmechanismen fördern, die auf die besonderen Herausforderungen konfliktreicher, klimatisch anfälliger Regionen zugeschnitten sind. Durch die Zusammenführung von Erkenntnissen aus verschiedenen Disziplinen und die Beteiligung an nuancierten politischen Dialogen versuche ich, einen grundlegenden Wandel herbeizuführen und Communities zu befähigen, trotz widriger Umstände nicht nur zu überleben, sondern zu gedeihen.
Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht das unerschütterliche Engagement, den Stimmen Gehör zu verschaffen, die in der Kakophonie der Krisen oft an den Rand gedrängt werden. Ich trete für integrative Ansätze ein, die die Ziele unterschiedlicher Interessengruppen miteinander in Einklang bringen. Durch Zusammenarbeit und interdisziplinäres Engagement möchte ich eine Zukunft gestalten, in der Resilienz gleichbedeutend mit Gerechtigkeit ist und in der Governance-Systeme als Bollwerk gegen Auseinandersetzungen und ökologische Umbrüche dienen.
Als Fellow an der Robert Bosch Academy gehe ich auf eine Entdeckungs- und Innovationsreise, um den Weg in eine gerechtere, nachhaltige Zukunft zu ebnen, in der Frieden und Wohlstand allen zugutekommen, ungeachtet der Herausforderungen, die vor uns liegen.
Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Arbeitsfeld?
Im Spannungsfeld zwischen Klimawandel und Konflikten zeichnen sich mehrere gewaltige Herausforderungen ab, deren Bewältigung jeweils innovative Lösungen und gemeinsame Anstrengungen erfordert. Im Bereich des Klimawandels stellt die Notwendigkeit von Energiewende und Emissionsreduzierung die erste gewaltige Herausforderung dar.
Die Umstellung auf nachhaltige Energiequellen und die Verringerung der Emissionen sind von zentraler Bedeutung für die Abschwächung der negativen Auswirkungen des Klimawandels. Die Bewältigung dieser Herausforderung erfordert politische Lösungen, die den Wandel unterstützen, und Investitionen, die darauf ausgerichtet sind, den Einsatz erneuerbarer Energien zu fördern und unsere Volkswirtschaften zu dekarbonisieren.
Zweitens erweist sich die Finanzierung der Anpassungsbemühungen in den am wenigsten entwickelten Ländern (LDC) als eine gewaltige Hürde. Diese Länder, die häufig am stärksten unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden, verfügen nur über extrem begrenzte Ressourcen für die Anpassung an veränderte Umweltbedingungen. Die Überbrückung der Finanzierungslücke erfordert innovative Mechanismen und eine verstärkte internationale Zusammenarbeit, um sicherzustellen, dass die am stärksten gefährdeten Communities die dringend benötigte Unterstützung erhalten.
Drittens stellt die Arbeit in Konflikt- und Kriegsländern eine besondere Herausforderung dar, die den Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels noch komplexer macht. In diesen Ländern werden häufig Infrastrukturen zerstört, Institutionen geschwächt und Menschen vertrieben, was die Anfälligkeit für ökologische Stressfaktoren noch weiter verstärkt. Die Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert Anpassungsstrategien, die die Klimaresilienz in die Bemühungen um Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung integrieren.
Viertens und letztens ist die Förderung des aktiven Engagements der Jugend ein entscheidender Faktor bei der Bewältigung der miteinander verknüpften Herausforderungen von Klimawandel und Konflikten. Die Jugend stellt ein Reservoir an Innovation, Leidenschaft und Widerstandsfähigkeit dar, doch ihre Stimmen werden in Entscheidungsprozessen oft an den Rand gedrängt. Wir müssen der Jugend die Möglichkeit geben, sich sinnvoll an der Klimapolitik, der Stärkung des Friedens und der Regierungsführung zu beteiligen. Das ist von entscheidender Bedeutung, um auf einen nachhaltigen Kurs zu gelangen.
Was war Ihre wichtigste Lehre aus der Klimadiplomatie der vergangenen Jahre?
In den vergangenen Jahren hat mein Weg in der Klimadiplomatie gezeigt, wie wichtig es ist, mit Aktivitäten auf der lokalen Ebene anzusetzen und ein Engagement zu fördern, an dem sich alle beteiligen können. Nur so können wir an der Schnittstelle zwischen Klimawandel, Frieden und Sicherheit arbeiten. Wenn auch die Diskussionen über die Überlappungen von Klimawandel, Frieden und Sicherheit intensiver geworden sind, besteht nach wie vor die dringende Notwendigkeit, dem Dialog und der Rhetorik Taten folgen zu lassen und Initiativen auf lokaler Ebene zu verankern.
Die wichtigste Erkenntnis, die ich gewonnen habe, ist die, dass die Wirksamkeit der Klimadiplomatie von der Fähigkeit abhängt, eine Vielzahl von Interessengruppen einzubeziehen. Diese Stakeholder umfassen Communities, zivilgesellschaftliche Organisationen, lokale Behörden und andere Gruppen. Durch die lokale Verankerung des Konzepts der Verknüpfung von Klimawandel, Frieden und Sicherheit können wir das Potenzial für Innovationen an der Basis freisetzen, die Widerstandsfähigkeit stärken und sicherstellen, dass die Lösungen kontextbezogen und in der Lebenswirklichkeit der Menschen verwurzelt sind.
Die wichtigste Botschaft ist, dass wir einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen müssen, der das traditionelle Silodenken überwindet und die Verflechtung von ökologischen, sozialen und politischen Dimensionen anerkennt. Indem wir eine Vielzahl von Interessengruppen in den Entscheidungsprozess einbeziehen, können wir kollektives Wissen und Expertise nutzen. Das fördert innovative Lösungen, die die tiefliegenden Ursachen von klimabedingten Konflikten und fehlender Sicherheit angehen.
Im Kern ist unser Handlungsauftrag klar: Wir müssen über abstrakte Diskussionen und Rhetorik hinausgehen und stattdessen konkrete Anstrengungen unternehmen, um lokale Initiativen zu stärken und Communities zu befähigen, zu Akteuren des Wandels zu werden. Durch die Förderung von Zusammenarbeit, Inklusion, Teilhabe und Solidarität können wir den Weg zu einer nachhaltigeren und friedlicheren Zukunft für kommende Generationen ebnen.
Welche Erkenntnisse für Ihre Arbeit erhoffen Sie sich von Ihrem Fellowship?
Ich blicke auf meine Fellowshipzeit mit Vorfreude und Enthusiasmus. Ich bin gespannt darauf, in ein dynamisches Umfeld einzutauchen, das durch die unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen meiner geschätzten Kolleginnen und Kollegen bereichert wird. Ich hoffe sehr darauf, wertvolle neue Erkenntnisse zu gewinnen, die meine Arbeit bereichern und meinen Horizont erweitern.
Die Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, von denen jede und jeder ein einzigartiges Profil besitzt, bietet einen Nährboden für den intellektuellen Austausch und die gegenseitige Befruchtung von Ideen. Ich bin mir sehr bewusst, dass die vielfältigen Hintergründe und Fachkenntnisse meiner Kolleg:innen das Potenzial haben, meine eigene Arbeit durch neue Perspektiven und Ansätze zu bereichern und zu inspirieren.
Ebenso spannend ist die Aussicht, mein eigenes Wissen und meine Erfahrungen, insbesondere im Bereich des Umweltschutzes und der Klimamaßnahmen, mit anderen Forschenden zu teilen. Im Rahmen des Dialogs und der Zusammenarbeit möchte ich einen sinnvollen Beitrag zu Diskussionen über eine Vielzahl von Themen leisten und den Diskurs mit der Erfordernis der ökologischen Nachhaltigkeit und der Klimaresilienz erweitern.
Letztendlich stelle ich mir das Fellowship als eine Reise des Voneinanderlernens und Wachstums vor, die mich und andere verändert, und auf der der Gedankenaustausch disziplinäre Grenzen überschreitet. Diese Reise wird ein tieferes Verständnis für die miteinander verbundenen Probleme fördern, denen wir uns gegenübersehen. Ich bin zuversichtlich, dass ich das gemeinsame Wissen und die Expertise meiner Kolleginnen und Kollegen für neue Einsichten, Perspektiven und Verbindungen nutzen kann, die meine Arbeit vorantreiben und mich in die Lage versetzen, die Welt positiv zu verändern.
Was macht Berlin und Deutschland so wichtig für Ihre Arbeit?
Berlin und Deutschland spielen eine wichtige Rolle dabei, den Diskurs über Klimawandel, Frieden und Sicherheit voranzutreiben. Das macht sie zu unverzichtbaren Verbündeten auf meiner Mission. Die wirkungsvolle Interessenvertretung und die konzertierten Anstrengungen, die in diesen Bereichen unternommen werden, stimmen eng mit meinen eigenen Zielen überein. Das gilt ganz besonders, weil ich mich mit den tiefgreifenden Auswirkungen von Klimawandel und Konflikten in meinem Heimatland auseinandersetze.
In Berlin befinde ich mich inmitten einer beeindruckenden Arbeitsgruppe, die sich dafür einsetzt, den Stimmen der vom Klimawandel und von Konflikten Betroffenen Gehör zu verschaffen und einen sinnvollen Dialog und Maßnahmen auf globaler Ebene anzustoßen. Das lebendige Umfeld des Aktivismus und der Interessenvertretung in der Stadt dient als Quelle der Inspiration und Solidarität, die mich in die Lage versetzt, mich mit Nachdruck und Zielstrebigkeit zu engagieren.
Darüber hinaus stimmen Deutschlands proaktive Haltung zum Klimawandel und sein Engagement für die Förderung der internationalen Zusammenarbeit mit meinen eigenen Bestrebungen überein. Als ein Land, das bei Innovationen im Bereich der erneuerbaren Energien und bei Nachhaltigkeitsinitiativen eine Vorreiterrolle spielt, bietet Deutschland unschätzbare Lernerfahrungen und bewährte Vorgehensweisen, die meine Arbeit bereichern können.
Der integrative Ansatz, für den sich Berlin und Deutschland bei Fragen des Klimawandels, des Friedens und der Sicherheit einsetzen, stellt sicher, dass die Stimmen der Menschen vor Ort nicht nur gehört, sondern auch aktiv in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Für jemanden wie mich, die aus einem Land kommt, das mit der harten Realität von klimabedingten Konflikten zu kämpfen hat, ist dieses integrative Ethos von großer Bedeutung, denn es bietet eine Plattform, um sich für die Bedürfnisse und Hoffnungen gefährdeter Communities einzusetzen.
Quarterly Perspectives
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