Vorgestellt: Bogolo Joy Kenewendo
Bogolo Joy Kenewendo war ein speziell gewähltes Mitglied des Parlaments und Kabinettsminister für Investitionen, Handel und Industrie in Botswana. Sie ist eine Expertin für Wirtschaftsdiplomatie, deren 15-jährige Karriere die Bereiche Handel und Investitionen, Finanzen und Entwicklung sowie öffentliche Politik umfasst.
Woran arbeiten Sie als Fellow an der Robert Bosch Academy?
Ich werde meine Forschungen zu den wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung und Klimaschutz fortsetzen. Angesichts der erneuten Fokussierung der Diplomatie auf Klimathemen ist es wichtig, dass wir aus Fehlern der Vergangenheit bei der internationalen Zusammenarbeit lernen und ein funktionierendes politisches und wirtschaftliches System entwerfen, das den Menschen und dem Planeten nützt. Der konventionelle Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit wird durch die zahlreichen, sich überschneidenden globalen Krisen in den Bereichen Ernährung, Energie, Landnutzung und Finanzen in Frage gestellt.
Die zyklische Natur dieser Krisen legt systemische Schwachstellen und Ungleichheiten offen, die mit den herkömmlichen Handlungsmechanismen nur schwer zu bewältigen sind. Diese werden durch die Klimakrise, die alles überlagert, auf eine harte Probe gestellt. Ich werde die Rolle der zukünftigen Geopolitik unter den Bedingungen finanzieller Fragilität und den Unwägbarkeiten von Kriegen erforschen. Es geht darum, die internationale Entwicklungszusammenarbeit durch einen inklusiven, kooperativen Rahmen neu zu gestalten, insbesondere bei der Erschließung neuer Finanzmittel für die Entwicklung von Klimaprojekten in Afrika.
Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Arbeitsfeld?
Die größte Herausforderung für die internationale Entwicklungsarbeit und die politische Kooperation ist das Vertrauensdefizit. In der Vergangenheit haben die sogenannten Vertragsstaaten auf den UN-Klimakonferenzen Vereinbarungen geschlossen und dann ihre Verpflichtungen nicht eingehalten. So verpflichteten sich die Industrieländer auf der Klimakonferenz COP 15 im Jahr 2009 in Kopenhagen, bis 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Klimaprojekte zu mobilisieren, um den Bedürfnissen der Entwicklungsländer gerecht zu werden. Dieses Ziel wurde jedoch nie erreicht. Dies wirft die Frage auf, ob wirklich in gutem Glauben verhandelt wird und verlässliche Verpflichtungen eingegangen werden, um unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen.
Auch die Kürzung der öffentlichen Entwicklungshilfebudgets in vielen Industrieländern wird durch wirtschaftliche Zwänge und sich ändernde politische Prioritäten noch verschärft. Dies stellt eine Bedrohung für laufende und künftige Entwicklungsinitiativen dar.
Politische Prozesse, die Stakeholder ausschließen und die nicht die gesamte Gesellschaft einbeziehen, stellen ebenfalls eine Herausforderung dar. Es zeichnet sich ein Wandel bei der Einbindung nichtstaatlicher Akteure in multilaterale Prozesse ab, doch ihre Rolle und ihr Einfluss sind immer noch nicht klar definiert und sie handeln manchmal opportunistisch. Der Privatsektor, die Zivilgesellschaft, junge Menschen, indigene Völker usw. müssen frühzeitig in die Prozesse zur Schaffung von politischen Rahmenbedingungen einbezogen werden und dürfen nicht nur Lückenbüßer sein.
Was ist die wichtigste Lehre, die Sie aus der Klimadiplomatie der vergangenen Jahre gezogen haben?
Ich habe viele Dinge gelernt, unter anderem, dass vorsichtiger Optimismus den Zynismus fernhält! Es ist wichtig, sich auf das Ziel zu konzentrieren und sich weiter zu engagieren, auch wenn die Dinge nicht schnell genug gehen. Es ist auch wichtig, über gemeinsame Interessen einerseits und politischen Ehrgeiz andererseits nachzudenken und Widersprüche zwischen diesen Bereichen zu klären. Das Ergebnis kann dann als Basis für die schwierige, divergierende inhaltliche Themen dienen. Manchmal finden die größten Veränderungen und Umwälzungen auch außerhalb des offiziellen Systems statt, insbesondere durch nichtstaatliche Akteure. Deshalb ist es wichtig, die Beiträge dieser Akteure zu würdigen.
Welche neuen Erkenntnisse erwarten Sie von Ihrer Arbeit während Ihres Fellowships?
Neues über die Rolle mittelgroßer Staaten bei der Schaffung neuer Rahmenbedingungen für die Entwicklungszusammenarbeit. Ich möchte auch herausfinden, ob es eine Art „geteilte Verzweiflung“ über das Versagen der herkömmlichen politischen Zusammenarbeit und der Diplomatie gibt und wie andere sich die Neugestaltung der Entwicklungszusammenarbeit vorstellen.
Welche Relevanz haben Berlin und Deutschland für Ihre Arbeit?
Deutschland ist einer der führenden Beitragszahler zur Klimafinanzierung und hat sich in verschiedenen Formen der Klimadiplomatie engagiert. Interessant ist auch, dass mehrere deutsche Ministerien derzeit an ihren Strategien für ein Engagement in Afrika arbeiten. Außerdem befinden sich die verschiedenen Partner, mit denen ich zusammenarbeiten möchte, in oder in der Nähe von Deutschland, was mir die Arbeit erleichtert. Abgesehen von meiner Tätigkeit ist es sicherlich auch interessant, hier zu leben und die Kunst- und Kulturszene kennenzulernen.
Quarterly Perspectives
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