Afro-Optimismus: Afrikas Weg in eine prosperierende Zukunft

September 2024

Der Kontinent ist auf globaler Ebene konkurrenzfähig

von Bogolo Kenewendo

Afro-Optimismus: Afrikas Weg in eine prosperierende Zukunft - Bogolo

Weil wir uns am Scheideweg der globalen Transformation befinden, gewinnt das Narrativ des Afro-Optimismus eine noch nie dagewesene Relevanz und Dringlichkeit. Denn Afro-Optimismus versteht sich nicht allein als hoffnungsvolle Vision für Afrikas Zukunft, sondern als ein konkreter Fahrplan, der auf strategischen Reformen, soliden Investitionen und einer Mentalität der Resilienz beruht.

Zwar zeigt die diesjährige African Youth Survey, dass der Afro-Optimismus zunimmt: 37 Prozent der Befragten glauben, dass der afrikanische Kontinent sich in die richtige Richtung bewegt, gegenüber nur 31 Prozent im Jahr 2022. Doch es kann noch viel getan werden, um die Hoffnungen von noch mehr jungen Afrikaner:innen zu stärken.

Der Kontinent und die ganze Welt durchleben gerade turbulente wirtschaftliche Zeiten. Doch als vorsichtige Optimistin, Panafrikanerin und Beraterin für globale Wirtschaftspolitik wird mein Glaube an das immense Potenzial Afrikas durch sein Humankapital, seine natürlichen Ressourcen und die Lebensfreude, die in Afrika steckt, gefestigt.

Doch es gibt noch viel zu tun: Wir können den Afro-Optimismus durch Wirtschaftsreformen und bessere Rahmenbedingungen für Unternehmen noch weiter steigern. Während meiner Amtszeit als botswanische Ministerin für Investitionen, Handel und Industrie hatte ich das Privileg, Reformen voranzutreiben, die den Geschäftsverkehr stark erleichterten. Durch die Verkürzung der Zeit, die für die Unternehmensgründung benötigt wird, von 49 auf nur sieben Tage und die Einführung eines Onlineportals zur Unternehmensregistrierung haben wir gezeigt, dass Afrika durch Effizienz und Innovationskraft auf der globalen Bühne konkurrieren kann.

Diese Reformen waren nicht nur verwaltungstechnische Änderungen, sondern sie waren auch entscheidend für die Mobilisierung von inländischem Kapital und die Anziehung bedeutender ausländischer Direktinvestitionen. Darüber hinaus gelang es durch die Reformen, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vor Ort in globale Wertschöpfungsketten einzubinden.

Die digitale Transformation

Einer der Eckpfeiler des Afro-Optimismus ist, dass wir mit voller Überzeugung auf den unaufhaltsamen digitalen Wandel setzen. In Botswana haben wir eine Strategie für die digitale Wirtschaft ins Leben gerufen, die darauf abzielt, ein Ökosystem für e-Commerce aufzubauen. Dieser Schritt ist für die Integration der afrikanischen Volkswirtschaften in den globalen digitalen Markt von entscheidender Bedeutung und stellt sicher, dass afrikanische Unternehmen wettbewerbsfähig sind und florieren können. Das digitale Zeitalter bietet eine einmalige Gelegenheit, traditionelle Stufen der Wirtschaftsentwicklung zu überspringen und eine solide digitale Infrastruktur aufzubauen, die Innovation und Unternehmertum fördert.

Auch wenn dazu noch mehr gehört: es ist wichtig, dass die Gesetzgebung in Afrika das Unternehmertum mit allen Mitteln unterstützt, um unser Wirtschaftsklima und die Bedingungen für die Schaffung von unabhängigem Wohlstand inklusiver zu gestalten und ein Gefühl der Eigenverantwortung zu fördern, wie es dem Jahr 2024 angemessen ist.

In Botswana haben wir den ersten Politik-Hackathon zur National Entrepreneurship Policy (NEP) durchgeführt. Diese Initiative markierte einen bedeutenden Wandel in der Politikgestaltung, da zum ersten Mal junge Menschen aktiv einbezogen wurden. Der Hackathon brachte Führungskräfte aus dem öffentlichen und privaten Sektor mit dem Ziel zusammen, lange bestehende Hindernisse für innovatives Unternehmertum abzubauen und sicherzustellen, dass die neue NEP möglichst viele Menschen anspricht und die Bedürfnisse der Gemeinschaft widerspiegelt. Dieser kollaborative Ansatz und Austausch von guten Ideen war entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung der Politik.

Wir haben unser Engagement für die Jugend ausgebaut und jungen Stimmen im Digital High-Level Panel des Generalsekretärs der Vereinten Nationen Gehör verschafft: Wir waren Gastgeber für Round-Table-Gespräche zur Beratung und Diskussion der Ergebnisse des Gremiums. Die Gespräche sorgten für einen gegenseitigen Ideenaustausch und ermöglichten einen umfassenderen und integrativeren Rahmen für die Digitalpolitik. Diese Initiative hat die Jugend nicht nur gestärkt, sondern auch sichergestellt, dass ihre Sichtweisen bei der Gestaltung globaler digitaler Strategien berücksichtigt werden. Dass wir die Jugend an der Gestaltung digitaler wirtschaftspolitischer Strategien beteiligt haben, wird den Optimismus der jungen Menschen für die wirtschaftliche Weiterentwicklung ihrer Länder stärken. Gegenwärtig liegt dieser Optimismus bei erschreckend niedrigen 28 Prozent. Durch inklusive Strategien wie die NEP kann die afrikanische Jugend jedoch darauf vertrauen, dass sie unter Bedingungen arbeiten kann, die Erfolg versprechen.

Ein Übergang hin zur Green Economy

Der globale Übergang hin zu einer Green Economy spiegelt sich auch in der Ausrichtung der Investitionen wider. Die Investitionen in Klimaprojekte haben sich in den vergangenen zehn Jahren weltweit nahezu verdoppelt, mit 4,8 Billionen USD, was einem jährlichen Durchschnitt von 480 Milliarden USD entspricht. Diskussionen dazu haben sich oft auf die Makroebene konzentriert und Milliarden und Billionen Dollar hervorgehoben, die weltweit investiert werden. Es ist jedoch an der Zeit, diese Diskussion auf die Mikroebene zu verlagern, wo einige Millionen, aber auch schon einige Tausend Dollar einen spürbaren Unterschied für Unternehmer:innen sowie KMU in der Realwirtschaft machen können.

Um ein günstiges Umfeld für diese Akteure zu schaffen, müssen wir uns auf eine durchdachte Investitions-, Handels- und Industriepolitik konzentrieren. Wir müssen Werte schaffen, die Wettbewerbsfähigkeit aufbauen und den Handel erleichtern. Durch bessere Rahmenbedingungen für Unternehmen und den leichteren Zugang zu Finanzmitteln können wir ein wirtschaftliches Ökosystem schaffen, das KMU fördert und den Ambitionen der afrikanischen Jugend nach Wohlstand und Entwicklung gerecht wird.

Die Wiederbelebung der Industriepolitik ist für die Entwicklung der Wertschöpfungsketten von entscheidender Bedeutung, insbesondere in Bereichen, in denen wir komparative Vorteile haben. Es wäre nachlässig, unseren enormen Ressourcenreichtum nicht zu erwähnen: Afrika verfügt über 30 Prozent der weltweiten Transitionsmineralien, was den Kontinent zu einem entscheidenden Akteur in der globalen „Green Economy“ macht.

Die Industriepolitik muss der Entwicklung von Industrien rund um diese Ressourcen Vorrang einräumen und sicherstellen, dass Afrika von der gesamten Wertschöpfungskette profitiert – vom Abbau über die Verarbeitung bis hin zur industriellen Fertigung. Wenn die Finanzierung der Industrialisierung an die wirtschaftliche Realität und die Bedürfnisse der Unternehmen angepasst ist, wird auch die afrikanische kontinentale Freihandelszone effektiv umgesetzt, für deren Zustandekommen wir alle hart gearbeitet haben.

Um dieses enorme Potenzial auszuschöpfen, müssen wir die Wettbewerbsfähigkeit auf kontinentaler, nationaler und lokaler Ebene stärken. Dies kann durch strategische Reformen erreicht werden, die den Wirtschaftsverkehr erleichtern, den Handel vereinfachen und den Zugang zu Handelsfinanzierung und Investitionen verbessern.

Die Vereinfachung des Regulierungsrahmens, Investitionen in die Infrastruktur und die Verbesserung der digitalen Konnektivität sind dabei wesentliche Schritte. Diese Maßnahmen werden nicht nur in- und ausländische Investitionen anlocken, sondern auch die Innovativität und den Ausbau lokaler Unternehmen fördern. Wenn wir all diese Elemente miteinander verknüpfen, schaffen wir schließlich ein Ökosystem, das die Ziele und Ambitionen der jungen Afrikaner:innen unterstützt.

Das Afrika, das wir wollen

Bei der Verwirklichung dieser Ziele, geht es um unsere gemeinsame Zukunft. Sie stehen im Einklang mit der Africa Vision 2063, die einen wohlhabenden, integrierten und geeinten Kontinent anstrebt. Indem wir uns auf nachhaltige Entwicklung, digitale Transformation und Industriepolitik konzentrieren, können wir das Afrika verwirklichen, nachdem wir streben.

Afro-Optimismus ist somit mehr als eine Vision: Er ist eine Aufforderung zum Handeln für Afrika und seine globalen Partner. Er erfordert eine konzertierte Anstrengung, um strategische Reformen umzusetzen, die digitale Transformation voranzutreiben, eine nachhaltige Entwicklung zu fördern und in Humankapital zu investieren. Auf diese Weise können wir das enorme Potenzial Afrikas freisetzen und eine wohlhabende und integrative Zukunft für alle gewährleisten.

Lassen Sie uns auf unserem weiteren Weg unerschütterlich an Afrikas Versprechen glauben. Verpflichten wir uns dazu, dieses Versprechen in die Tat umzusetzen.

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